Es gibt noch wirkliche Unternehmer. Tesla Chef Elon Musk ist einer. Allein der Eintrag bei Wikipedia spricht Bände, nicht nur über seine unternehmerischen und technischen Fähigkeiten, sondern auch über seine Moral: Auswanderung aus Südafrika, um dem Militärdienst unter dem damaligen Apartheid-Regime zu entgehen; Freigabe der Tesla-Patente, um der Entwicklung von Elektro-Fahrzeugen einen Schub zu versetzen. Das sind zweifellos außergewöhnliche Schritte, die auf eine besondere Persönlichkeit schließen lassen. Vergangene Woche ließ eine andere Meldung von ihm aufhorchen.
Das Handelsblatt berichtete: “Nächsten Monat stellt Tesla das Model 3 vor, eine Limousine für den Massenmarkt. Musk setzt große Hoffnung in das voraussichtlich 35.000 Dollar teure Fahrzeug. Der Tesla-Chef will die Produktion auf eine halbe Million Fahrzeuge hochfahren – in weniger als fünf Jahren. Ende 2016 sollen Produktionsfahrzeuge bereit stehen, Ende 2017 soll das Fahrzeug ausgeliefert werden.”
35.000 Dollar wären, umgerechnet zum Tageskurs vom 9. Februar 2016, rund 31.200 Euro. Auch ohne Kaufprämie wäre dieses Auto für sehr viele Menschen erschwinglich. General Motors und Nissan bieten vergleichbare Fahrzeuge an, ist ebenda zu lesen. Ist eine Kaufprämie – die wir hier in unseren Überlegungen mit einer industriepolitischen Vorgabe verbunden haben – also doch überflüssig für den deutschen Automarkt?
Eine schwierige Frage. Denn Industriepolitik soll ja in der Regel immer der Entwicklung in den eigenen, nationalen Grenzen dienen. Deutschland aber scheint, wie wir im Beitrag zuvor zum Thema festgestellt hatten, weit entfernt von der oben erwähnten Konkurrenz, die schon dabei ist, dem Elektro-Auto den klassischen Weg zu ebnen, den vom Luxusgut zum Lohngut, wie ihn die Industriealisierungs- und darin natürlich auch die Automobil-Geschichte nicht anders kennt.
Für mich ist es angesichts der oben skizzierten, jüngsten Entwicklung bei Tesla, General Motors und Nissan eine offene Frage, ob es sinnvoll ist, deutsche Autokonzerne mit einer Kaufprämie anzureizen, verstärkt in für den Massenkonsum geeignte Elektro-Fahrzeuge zu investieren.
Eines sollte man jedoch nicht übersehen: Sowohl Produktion und Verkauf, als auch der Aufbau der Infrastruktur werden in den USA seit langem staatlich gefördert. Steuererleichterungen (Steuerrückerstattungen) gibt es seit 2008, seit 2009 belaufen sie sich auf bis zu 7.500 US-Dollar. Obama strebt an, diese auf bis zu 10.000 US-Dollar zu erhöhen. Das war bisher nicht erfolgreich, budgetiert wurde dies – wie in den drei Haushalten zuvor – jedoch auch im Haushalt 2016. Auch Kaufprämien (cash rebates) sind ein Thema (siehe hier). Seit langem werden bei der Förderung sowohl der Autos als auch der Infrastruktur industriepolitische Vorgaben gemacht, die teils sehr an die im vorangegangenen Beitrag von uns gemachten Überlegungen erinnern.
Die Förderung der Elektro-Mobilität ist also auch in den USA – wie in anderen europäischen Ländern (siehe hierzu den vorangegangenen Beitrag zum Thema) – seit langem gegeben; in den USA sogar mit industriepolitischen Vorgaben.
Man kann sich durchaus auf den Standpunkt stellen, dass die auch dadurch beförderten Entwicklungen, wie oben am Beispiel von Tesla skizziert, das Elektro-Auto bereits ausreichend für den Massenkonsum zugängig machen. Wenn die deutschen Autobauer diese Entwicklungen verschlafen, sollen sie halt – frei nach Adam Smith – “eines natürlichen Todes sterben”, den der Konkurrenz also. Durchaus möglich außerdem – auch das zeigt die Automobilgeschichte -, dass die deutsche Industrie, wird sie entsprechend unter Wettbewerbsdruck gesetzt, erfolgreich reagiert, auch ohne Förderung durch den Staat.
Wenn sich die Politik dennoch für eine Kaufprämie entscheidet, sollte sie dies jedoch, gerade mit Blick auf die USA, nicht tun, ohne industriepolitische Vorgaben, wie wir sie im vorangestellten Beitrag zum Thema skizziert haben. Die vorgeschlagene Vorgabe, ein massentaugliches Elektro-Auto für 15.000 bis 20.000 Euro anzubieten, würde selbst unter Berücksichtigung der neuesten Entwicklung bei Autoproduzenten wie Tesla, immer noch eine Herausforderung für die Autobauer darstellen, nicht nur in Deutschland, und könnte daher die Verbreitung der Elektromobilität durchaus stark befördern.
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