Assad-Interview: Thomas Aders nimmt Stellung – warum jetzt eine Richtigstellung der ARD/Tagesschau wichtig ist

Thomas Aders hat jetzt ausführlich Stellung zu den gegen ihn im Raum stehenden Vorwürfen genommen, die im Nachklang seines Interviews mit Assad geäußert wurden (siehe seine Stellungnahme ). WuG hatte hierzu gestern umfassend berichtet. Die Stellungnahme ist gleich aus mehreren Gründen bemerkenswert.

Zum einen zeichnet der Umgang von Aders mit Kritik ihn in meinen Augen als Journalisten und Menschen aus. Zum anderen liefert Aders zusätzliche Informationen, die seine Äußerungen verständlich zu machen suchen.

Dieses Ergebnis meiner Anfrage bei ihm macht für mich darüber hinaus deutlich, dass es, zumal bei solch einem sensiblen Thema, der richtige Weg ist, sich, sofern möglich, bei entsprechenden Vorkommnissen zunächst an die originäre Quelle, in diesem Fall Thomas Aders, mit Bitte um eine Stellungnahme zu wenden, anstatt sich allein auf die vorhandenen Informationen/Vorwürfe und eigenen Schlussfolgerungen zu stützen. Das gebietet der faire Umgang in der Sache und mit dem jeweiligen Gegenüber.

In der Sache aber bleibt der Umgang mit dem Interview – das wir für sich genommen in unserem Beitrag gestern ja ausdrücklich gelobt haben – fatal. So wird die Stellungnahme von Aders nur einen Bruchteil der Menschen erreichen, die seine Kommentierung in der ARD und in Phoenix gesehen haben. Das ist ja auch das Problem kleinerer Medien wie WuG: dass unsere Medienanalysen und -kritiken niemals auch nur im Ansatz die Reichweite erreichen wie das analysierte und kritisierte Medium. Umso anerkennenswerter, dass Aders – anders als zum Beispiel der Deutsche Journalistenverband (DJV), der in der Angelegenheit eine äußerst unglückliche Figur gemacht hat (siehe hierzu in unserem Beitrag gestern) – die Kritik aufgreift.

Es gibt in diesem Zusammenhang einen gewichtigen weiteren Aspekt: Es war nicht nur Aders, der das Assad-Interview mit seiner Kommentierung für viele in ein anderes Licht gerückt hat. Der Handelsblatt-Journalist Norbert Häring hat gerade darauf hingewiesen, dass in der Tagesschau Assad “” wurde (die Angaben Härings stimmen, siehe das Tagesschau-Video hier, ab Minute 8:30). Auch von daher wäre es angemessen, wenn die ARD nun ihrerseits auf die Stellungnahme von Aders in einer Tagesschau hinweisen würde. Deren Chefredakteur, Kai Gniffke, hatte im Zusammenhang mit dem Assad-Interview seinerseits kräftig Stimmung gemacht und sich entgegen seiner eigenen Beteuerung als Strafgerichtshof, Interpol und Kriegsgegner Assads aufgespielt (siehe hier). Die Kommentare unter Gniffkes Beitrag belegen, soweit ich sie eingesehen habe, dass das Niveau der Zuschauer und Leser unerreichbar hoch über dem Beitrag Gniffkes liegt. Ob Gniffke das journalistische und menschliche Format von Aders hat und dessen Stellungnahme in die Tagesschau hereinnimmt, vielleicht sogar seine eigene Kommentierung kritisch hinterfragt bzw. seine einleitenden Sätze zumindest im Nachhinein versucht zu belegen, was doch für jeden ernst zu nehmenden Journalisten selbstverständlich sein sollte? In diesem Sinne noch einmal ein großes Dankeschön an Thomas Aders für den beispielhaften Umgang mit Kritik.


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